Erste Zeitreise gelungen! Bei den Proben von »Dschingis Khan«, 1979!

Mein so wunderlicher Klon hatte mich neulichst wieder in Staunung versetzt, als er mir während unserem täglichen Schnorcheln im Marianengraben von seiner Zeitmaschine erzählte. Nun ja, »erzählte« trifft es nicht ganz, es war bevor wir ins Wasser gingen, mein Schnorchel drückte mir noch auf das eine, meine Brille auf das andere Ohr, als ihn ich fragmentartig noch sagen hörte: »…kannst ja mitkommen, wenn ich sie demnächst teste!« Platsch!
Ich blieb cool, ganz meinem Naturell entsprechend und signalisierte keinerlei Ungeduld über sein Versprechen (»Wann denn?! Wann denn?! Heute?! Heute?! Heute?! Morgen?! Morgen?! WANN REISEN WIR ENDLICH MIT DEINER SCHEIß ZEITMASCHINE?!!).
Als es endlich soweit war, klärte mich Superklonico über die Gefahren und Tücken auf, mit welchen seine Wunderschleuder aufzuwarten wusste, die ich alle nach kürzester Zeit schon wieder vergessen hatte, bis auf die eine, die besagte, man könne: »…nur das chronologische, nicht aber das nautische Ziel beeinflussen.« Ich versuchte, so desinteressiert wie möglich zu gucken, was aber nichts brachte, denn natürlich erklärte er mir trotzdem und mit geschlossenen Augenlidern, die Funktionsweise basiere schließlich auf einem einzelnen Elektron, »…und wenn man ein einzelnes Elektron durch einen Doppelspalt schießt, kann man nur Wahrscheinlichkeiten errechnen, wo es landen wird, aber man kann nicht mit Sicherheit voraussagen, wo GENAU es – also wir – auftau-« »Ja, ja, weiß ich doch«, tat ich so, als wisse ich doch, »…können wir endlich los?«

Unser allererstes Abenteuer dieser Art überhaupt und führte uns dann in das Jahr 1979, in eine leere Konzerthalle, mitten in die Proben der damals äußerst beliebten Band »Dschingis Khan«, welche gerade dabei war, die Choreographie zu dem Supermegaendgeilhit Dschingis Khan einzustudieren.
Dank eines, die Maschine umgebenden Laserfax-Lichtstrahls, welcher durch eine suplimentäre Verpolung der Gammawellen eine Krümmung in der Raum-/Zeitachse verursa…ähh..dings…egal, also dadurch konnte man uns jedenfalls nicht sehen, wir waren für sämtliche Anwesenden unsichtbar.
Die Konversationen übermitteln wir ungefiltert jedoch dechiffriert, und nennen die Bandmitglieder nach ihrer Aufstellung von links nach rechts (aus Sicht des Publikums) Schwuppsi, Duppsi, Muppsi, Huppsi, Tuppsi und Fuppsi. Die Regieanweisungen ließen sich keiner konkreten Person zuordnen, sie kamen über einen Lautsprecher aus dem Off und klangen irgendwie nach dem Zauberer von Oz. Nennen wir sie deshalb inkognitoresk Oz.
Das Ergebnis eben dieser Probe kann man übrigens unter dem folgenden Link:
https://www.youtube.com/watch?v=pzmI3vAIhbE im Netz bestaunen.
Obacht, es tut sich was…

Oz: »…und denkt bitte daran, mit den Knien zu wippen! Wippen, immer schö- «
Fuppsi: »Warum muss ICH mir eigentlich immer diesen Fuchsschwanz um machen? Warum darf ICH nicht auch mal, ich meine, immer muss ICH mit diesem ollen Felllappen- «
Schwuppsi: »Wieso? Huppsi hat doch auch ein Fell! Sogar auf dem Kopf!«
Huppsi: (Konzentriert vor sich hin murmelnd.) »Hmmm, links hopp, auf und… (Laut!): Welcher Arm muss beim ersten ‚Dsching‘ hoch?!! Der linke oder der….andere?!!«
Duppsi: »Das sind seine Haare, lass ihn! Der linke Arm Huppsi, der linke, gell du süße Mau-«
Tuppsi: »Der linke!? Ich dachte, wir machen erst mit beiden Armen so ‚Hu‘ und ‚Ha‘ so und dann- «
Oz: »Leute, Leute, Leuteeeeee! Nochmals zum mitschrei- Was machst du denn da Muppsi?«
Muppsi: »IchmusswarmbleibenwennichjedesMaleinePausemachewenndie-TroääähhKolleeegenihreihreihreMovesvergessentundannhol’ichmir’neZerrungaberwasfüreine!«
Oz: »Ja, wie auch immer, dann bleib‘ halt warm. Also Leute, im Intro, also diesen ‚Hus‘ und ‚Has‘ und so ist sinnbefreites Rumhampeln angesagt, ja? Möglichst unkoordiniert! Was euch einfällt, was weiß ich, hier Bein dahin, Hand mit gespreizten Fingern ausstre-«
BUUUUUUUUUMMMMM!!!!!!!!! (Megariesenfetter Krach über die Soundanlage!!)
Oz: »Was war das?!«
Tuppsi: »’Tschuldigung, aber du sagtest ‚mit gespreizten Fingern‘, oder? Hmmmmmkann mir mal jemand mein Mikrophon wieder…. ja, danke schön, sorryyyyyhihihiii«
Oz: »Vielleicht spreizt du die Finger der Hand, die NICHT das Mikro hält?«
Tuppsi: »Okeeeeeh, mach ichhmmmm…«
Oz: »Sehr schön. Können wir dann wied-«
Schwuppsi: »Ehh, ist mir auch schon passiert, eh! Beim Heck in der Probe, mein Mikro voll in die obere Sitzreihe geschleudert!«
Tuppsi: »Ehrliiiiich? Hat’s auch so fürchterlich geknaaaaalltdas war ja grad laaaaut.«
Schwuppsi: »Nö, zum Glück nich‘ eh! Is‘ ja alles Playback beim Heck, das Mikro war gar nicht an.«
Fuppsi: (Murmelnd.) »DEINS war nicht an. Deins ist nie an…«
Schwuppsi: »Mein Mikro ist aber eh immer voll leiseirgendwie! Ich hör‘ mich nie, eh Fuppsisagmal, hörst du mich eigentlich wenn ich so sing‘ so, eh?«
Fuppsi: »Ja klar, voll Schwuppsiiii… voll gut! Gutguuut! Du singst auch echt volle Granate geil so. Also, finde ich jetzt…«
Schwuppsi: »Echt jetzt?! Danke Mann, ich find‘ dich au-«
Oz: »Leeeeeeuteeee, könne wir dann maaaaal?! Aaaaalso, sinnfreies rumzappeln im Intro, nach den vier ‚HuHas‘ gleitet Muppsi zwischen Duppsi und Huppsi in den Hintergrund und wirft seinen Cape ab!»
Muppsi: (Leicht außer Atem, macht so ein pfeifendes Fiepgeräusch.) »FiiiiiiiiiiiiWaswerfeichabfiiiiiiii?!«
Oz: »Deinen Umhaaaang! Du wirfst deinen Umhang ab und nicht die Hose, wie beim letzten Mal! Die andern bewegen sich so nach vorne zu den Mikrostativen. Es folgt die Strophe mit dem Steppenwind und so wei-«
Duppsi: »Steppenwind? Ich dachte Treppenkind! Hab‘ mich immer gefragt, was ein Treppenk-«
Oz: »Steppenwind Herrgottnochmaaaaal! ‚Sie ritten um die Wette mit dem…‘, ach ist jetzt auch egal, jedenfalls machen wir da mit beiden Armen eine Beuge so, so eine Beuge…., also so beugen so mit den Armen… beugen halt! Und mit den Knien wippen, immer schöööön wippen!«
Tuppsi: »Und wann kommt das mit den Gläsern an die Wand werfenhmmmmm?«
Oz: »Das ist der andere Song, Tuppsi!«
Tuppsi: »Wir haben noch einen Song? Eeeeechtiisssssjatooo- «
Duppsi: »Tuppsi, du süüü- wir haben doch ganz viele Songs. Es ist jedes Mal ein anderer!«
Tuppsi: »Eeehrlich? Ich sing‘ irgendwie immer das gleichehmmmmmhihi«
Muppsi: »Mussichauchwippenfiiiiiiiiiiii?«
Huppsi: »Wie sollst du denn wippen, wenn du eh die ganze Zeit völlig hirnrissig durch die Gegen-«
Oz: »Muppsi, du nicht wippen, du machst ja dein….deinäääähh…Free….dings. Alle andern wippeeeeen!«
Fuppsi: »Warum muss ich eigentlich immer mit diesen Fellfetzen-«
Oz: »Mann Fuppsi, jetzt mach mich nicht wahnsi-«
Tuppsi: »Also ich find‘ das echt süüß so, dein Fell. Wie so ein ganz ein wilder, weisstehmmmm?«
Fuppsi: »Ja, meinste? So ein wilder, echt?«
Tuppsi: »Jaschonnirgendwiehmmmm. So wie ein Tier so….«
Fuppsi: »Ein Tier, ja? Ein wildes?«
Oz: »Äh Leute? Leeeuteee!«
Tuppsi: »Und wiiiie, ein ganz ein wildes so….so ein…ein…«
Fuppsi: »Ein Tiger so?«
Tuppsi: »Ein Äffchen!«
Fuppsi: »Ein Äffchen?! Ein Äffffcheeeen?!«
Tuppsi: »Ja, aber so ein wildes so. Wie die im Zoo, die sich auf die Hand setzen, voll süß! Aber wenn die die Nuss wollenhmmmmm, dann können die ganz schön wild wer-«
Fuppsi: »Eh Mann, die nennt mich ein Äffchen! Alter, ein Ääääfff…das muss ich mir doch wohl nicht-«
Oz: »Seite 48, Absatz B103y in deinem Vertrag, Fuppsi!«
Tuppsi: »Was hast du denn? Die sind voll süüüßhhmmmm…«
Huppsi: »Welches ist nochmal mein linker Arm?«
Muppsi: »EhMannichkannlangsammmfiiiiiiiiiiiinichtmehrkönnenwirmaleinePausefiiiiiii…«
Duppsi: »Der Huppsi geht mit den Armen immer weiter runter als der Schwuppsi und der Fuppsi!«
Schwuppsi: »Wie weiter runter? So! Ich mach immer so! Ne, warte…So! Ne…«
Huppsi: »Wenn ich beide Arme gleichzeitig so beuge, dann sind der rechte und der linke Arm immer zusammen am bewegen dran, da kann ich gar nichts machen, ist das guuut?«
Oz: »Ja, das ist gut Huppsi, sehr gut!«
Schwuppsi: »Huppsi, zeig mal, wie weit gehst du runter mit den Armen?«
Huppsi: »Rechts oder li-«
Schwuppsi: »Mit beiden Huppsi, mit beiden!«
Huppsi: »Ähhhhh…«
Schwuppsi: »Mensch Huppsi, du wirst doch wohl wissen, wie weit du deine Arme-«
Huppsi: »Mach mich nicht nervös! Du bringst mich ganz durcheina-«
Duppsi: »Er macht sie so bis in die Hüfte, so nach vorne. Du und der Fuppsi halten die Arme irgendwie weiter oben so…hier so bei den Rippen dran…«
Schwuppsi: »Ja, und das ist auch richtig so! Wir sollen doch nur bis zu-«
Oz: »Das ist scheißeg….Schwuppsi, mach so wie immer, passt schon.«
Duppsi: »Aber der Huppsi und der Fupp-«
Oz: »Ja Duppsi, ich weiß! Es ist schon okee-«
Muppsi: (Völlig außer Puste.) »Ichkannnichtmehrfiiiiiiiiiii (Fällt um.) Ichüegügegügegüüüfiiiiiiii…«
Oz: »Muppsi? Alles ok? Muppsi?!«
Muppsi: »FiiiiiiiiiääägübbuSteppenwindHuHagügüfiiiiiiiiiiiigüü…«
Tuppsi: »Was ist das jetzt für ein Liedhmmm?«
Muppsi: »HahahahaaafiiiiiiiiiügüblubbHohohohoozeugtesiebenfiiiiiiiiKinderineinerfiiiiiiiii-«
Fuppsi: (Tätschelt Muppsis Wange.) »Muppsi, alte Säge! Nun leg hier keine Pirouette auf’s Parkett, hörst du?
Muppsi: ÖgügüäwederBlitznochDonnerhieltsieüegagagaaafiiiiiiiiiiaaaauuuufffwas-tätschelstdumirfiiiiiiiiiidenndaimmerimGesichtrumlassdas!« (Muppsi setzt sich wieder auf, scheint sich wieder zu erholen. Alle sind erleichtert.)
Duppsi: »Oh Muppsi!«
Schwuppsi: »Mann Muppsi!«
Huppsi: »Oh…..ähhh….Dings!«
Tuppsi: »Süüüßß!«
Fuppsi: »Muppsi, Mann eh!«
Oz: »Ist er wieder da?«
Fuppsi: »Ja, alles klar!! Mann eh, du hast uns ganz schön geschockt (Boxt gegen Muppsis Brust.) eh echt jetzt. Komm her (Drückt Muppsi sehr fest, so männerartig so.) du….du…«
Muppsi: »Eh Mann, ich krieg‘ keine Lu-«
Tuppsi: »Süüüüüß!«
Oz: »Ich glaub‘ das reicht für heute. Wir machen morgen weiter!«
Schwuppsi: »Sag mal Huppsi, sind das wirklich deine Haare? Das da auf deinem Kopf meine ich!« (Die Lichter gehen aus, die Künstler verlassen die Bühne.)
Huppsi: »Bis hier! Bis hier hin halte ich meine- He! Wo geht ihr denn hin!?«
Schwuppsi: »Feierabend Huppsi! Komm, wir holen uns ’nen Toast Hawaii! Muppsi, alter! Alles wieder Bingo alter Gringo? Mann, du machst ja Sachen eh! Auch ’n Toast Haw-«
Muppsi: »Mann eh, ich hab mich schon von außerhalb gesehen, eh! Und euch auch, Mann! So von oben, echt abgefahr’n so!«
Fuppsi: »Wie jetz‘? Wie von oben?«
Muppsi: »Na von außer mir so. Uns alle von oben! Als wie wenn ich so fliegen tät, Alter! Und da hinten waren noch zwei. So komische Freaks, eh, Zwillinge oder so, die sahen genau glei-«
Duppsi: »Ich hatte auch mal was mit Zwi- ich meine, ich kannte auch mal Zwillinge. Der Koby und der Loby. Oder Loby und Koby? Ich wusste immer nicht, welcher welcher war. Die haben auch immer gleichzeitig gesprochen und alles wiederholt. Voll schräg, die bei-«
Fuppsi: »Hä?? Was denn für Zwillinge, Muppsi?«
Muppsi: »Da hinten! Da ist so ein helles Licht. Ich dachte, ich müsse da hin gehen, zum Licht, weil man doch immer sagt-«
Fuppsi: »Ja, ja! Was sind denn das für zwei?«
Muppsi: »Na, die saßen da in so einer Kiste, mit ’ner albernen Lampe auf dem Kopf. Der eine hat mir sogar zugewunken,« (Superklonico haut mir seinen Ellbogen in die Rippen), »…aber dann hast du mir so im Gesicht rumgepatscht, und jetzt sind sie weg.«

Fuppsi drehte sich nochmals um, ich winkte, Superklonico rammte mir wieder seinen Ellbogen in die Rippen, »Nicht, dass das noch zur Gewohnheit wird«, dachte ich fahrig, ich wollte nach Hause, ich hatte Hunger, meine Rippen schmerzten und außerdem lief im Fernsehen gleich Alarm für Cobra 11, meine allerliebste Lieblingsserie von der ganzen Welt.
So endete also unser erstes Abenteuer mit Superklonicos Zeitmaschine. Und, auch wenn er behauptete mich niemals je wieder mitzunehmen, weil ich angeblich mit meiner »albernen Winkerei die gesamte Mission gefährdet« haben soll, so bin ich mir doch sicher, dass ich schlagende Argumente finden werde, um weitere folgen zu lassen (»Biiiiiiteee! Bittebittebittebittebitte! Dann halte ich eben so lange die Luft an, bis ich wieder mitkommen darf!«).

So sag‘ ich tschüss und lass euch sein,
zum Abschied noch ein toller Reim:

Nun endet’s hier, wir stehen platzend –
vor Neugier uns am Schädel kratzend.
Und freuen uns schon jetzt ganz dolle –
auf neue G’schichten, oder olle.
So lasst uns quick durch’s Leben schreiten,
ganz so, als täten wir auf Schimmeln reiten.
Der Reim, er findet hier sein End‘ –
die allerbesten Grüße ich euch send‘.
Wiedergesehen!